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freiburger-spielleyt.de
Verlag der Spielleute CD 0003
1999
1. Wer daz elent bawen wel (Jakobston) [7:20]
Deutschland, 14./15. Jh. |
Text: München Cgm. 809 |
Melodie: Georg Forster „Frische teutsche Liedlein“
2. So ell’ enzina [2:50]
Spanien um 1500 | anonym |
Quelle: „Cancionero de Palacio”
3. Romerico [4:02]
Spanien um 1500 | Komponist: Juan del Enzina |
Quelle: „Cancionero de Palacio”
4. Parlamento [4:53]
Italien, 14. Jh. | anonymer Instrumentaltanz |
Quelle: London, British Museum, Ms. Add. 29987
5. Vox nostra resonet [3:13]
cc 102
Spanien, 12. Jh. | anonym |
Quelle: „Codex Calixtinus”
6. Ben per esta [4:04]
CSM 221
Spanien, 13. Jh. | Komponist/Sammler: Alfonso el Sabio |
Quelle: „Cantigas de Santa Maria”, Nr. 221
7. Saltarello [4:57]
Italien, 14. Jh. | instrumentaler Springtanz |
Quelle: London, British Museum, Ms. Add. 29987
8. Mariam Matrem Virginem [3:29]
LV 8
Spanien, 14. Jh. | anonym |
Quelle: „Llibre vermell”
9. Cuncti simus concanentes [3:56]
LV 6
Spanien, 14. Jh. | anonym |
Quelle: „Llibre vermell”
10. Quand nous partîmes de France [5:41]
(La grande Chanson des Pèlerins)
Frankreich, 16. Jh. | anonym |
Quelle: Abbé Camille Daux „Les chansons des pèlerins de Saint-Jacques”
11. Santa Maria amar [5:13]
CSM 7
Spanien, 13. Jh. | Komponist/Sammler: Alfonso el Sabio |
Quelle: „Cantigas de Santa Maria”, Nr. 7
11. Mandad’ ei comigo [4:06]
ca II
Spanien, 13. Jh. | Komponist: Martin Codax |
Quelle: „Cantigas de amigo“
Ensemble für frühe Musik
Freiburger Spielleyt
Regina Kabis: Gesang (Sopran)
Jutta Haaf: Harfe
Albrecht Haaf: Schalmei, Flöten, Portativ, Schlüsselfidel
Marc Lewon: Gesang (Tenor), Schlüsselfidel, Gambe, Saz, Ud
Bernd Maier: Drehleier, Dudelsack, Schalmei, Hackbrett
Murat Coşkun: Percussion
Die
Freiburger Spielleyt haben sich in der jetzigen Besetzung über ihre
Studien an den Musikhochschulen in Freiburg, Heidelberg und Basel
(Schola Cantorum Basiliensis) zusammengefunden.
Die Verbindung
von vitaler Spielfreude und gewissenhafter Interpretation der
historischen Vorlagen verleiht den Freiburger Spielleyt ihren
unverkennbar feinen und lebendigen Musiziercharakter.
Dabei reicht
das Repertoire des Ensembles vom schlicht begleiteten Minnelied bis zur
komplex-virtuosen Musik des italienischen Trecento.
Das Ensemble
leistet durch seinen fachlich fundierten Umgang mit den
mittelalterlichen Quellen auf hohem musikalischem Niveau einen Beitrag
zum Renommee der Musik des Mittelalters auf internationalen
Konzertbühnen.
Kontakt:
Jutta und Albrecht Haaf
Paula-Hollenweger-Str. 9
79379 Müllheim
Tel: 07631-12364
Fax: 07631-170555
Email: spielleyt@aol.com
Homepage: www.freiburger-spielleyt.de
Zu den Quellen:
Reich
ist der erhaltene Schatz der Wallfahrtslieder zum Jakobusweg, aber auch
zum katalanischen Kloster Montserrat mit der Schwarzen Madonnenstatue
(gesammelt im Llibre vermell de Montserrat, dem „Roten Buch von
Montserrat“), das neben Santiago de Compostela der bedeutendste
mittelalterliche Wallfahrtsort Spaniens war. Durch die spanischen und
portugiesischen Eroberungen wurde die Anbetung der Schwarzen Madonna von
Montserrat in alle Welt getragen; In den südamerikanischen Kolonien
entstanden später zahlreiche ihr geweihte Kirchen.
Zu den bekanntesten Sammlungen der Wallfahrtslieder zählen:
Cantigas de Santa Maria
Der
kunstsinnige Alfonso X., König von Kastilien und Leon (Lebensdaten
1230-1280) trug den Beinamen „der Weise“ und war Herrscher über ein
christliches Reich, dessen Kultur in weiten Bereichen von islamischen
und jüdischen Künstlern und Gelehrten beeinflußt war – eine Tatsache,
die sich ja bis heute an den großartigen Bauten Spaniens nachweisen läßt
und deutlich von orientalischer Baukunst zeugen. Auch die Musik war von
den Jahrhunderten maurischer Präsenz auf der iberischen Halbinsel
geprägt.
Alfonso ließ in galizischer Sprache (einer Frühform des
Portugiesischen) mehr als 400 Lieder zum Lob der Jungfrau Maria
aufschreiben, ja, der Geschichtsschreiber Gil de Zamora berichtet, der
König habe selbst viele der Lieder gedichtet, in denen er sich als
„Trobador der Jungfrau“ bezeichnet.
Jeder zehnte Gesang ist ein
hymnischer Lobpreis Mariens (loor), die übrigen Lieder sind fast immer
kleine Geschichten von Unglücksfällen und Notlagen, die dank des
wundertätigen Eingreifens der Jungfrau zu einem guten Ende kommen
(mirages).
Die Cantigas de Santa Maria sind in mehreren
Handschriften überliefert – ein besonders prächtiges Exemplar mit
farbigen Miniaturen, in denen auch die Musikinstrumente jener Zeit
abgebildet sind, befindet sich heute im Escorial.
Die einstimmig
notierten Melodien lassen verschiedene rhythmische Deutungen zu, und
auch hinsichtlich der Aufführungspraxis gibt es einige offene Fragen,
aber dennoch ist die Quellenlage um ein Vielfaches günstiger als bei der
Instrumentalmusik der mittelalterlichen Spielleute.
Llibre Vermell de Montserrat
Dies
„Rote Buch von Montserrat“, eine wunderschöne Handschrift aus dem 14.
Jahrhundert, ist der größte Klosterschatz von Montserrat; der Name rührt
von ihrem roten, im späten 19. Jahrhundert angebrachten Samteinband
her. Von den ursprünglich 172 Blättern der Handschrift sind heute 35
verloren. Neben liturgischen Texten enthält das Buch (im Faszikel Folio
21v-27r; notiert ca. 1396-1399) auch zehn Kompositionen, nämlich
Pilgerlieder und volksliedartige Tänze, denen geistliche Texte unterlegt
wurden, ferner Chansons und Kanons, Rund- und Totentänze. All diese
Lieder wurden in Montserrat wie überall von Spielleuten aus den
unterschiedlichsten Ländern der damaligen Welt begleitet: Katalanische
Pfeifer, französische Schalmeibläser, arabische Trommler und Lautenisten
musizierten gemeinsam mit den Pilgern.
Als Bestimmung der Gesänge
bezeichnet der anonyme Schreiber des Codex, daß die Pilger bei
Nachtwachen in der Kirche (es gab keine Herberge am Wallfahrtsort, so
daß die Kirche hierzu verwendet werden mußte) oder auch während der
Wartezeiten tagsüber auf dem Kirchplatz einen Vorrat „sittlicher und
andächtiger Lieder“ haben sollten, die musiziert werden könnten, ohne
die „Gebete und geistlichen Kontemplationen“ der übrigen Pilger zu
stören – das Konzil von Aragon hatte sich veranlaßt gesehen, 1209 die
„ausgelassenen Tänze und unzüchtigen Bewegungen im Kirchenraum, ebenso
Liebeslieder und ähnliche Gesänge“ zu verbieten. Daher der
volksliedartige Charakter der Stücke, die jedoch in künstlerischer Weise
ausgestaltet wurden, mit Einflüssen der verschiedenen europäischen
Kulturen, wohl auch der höfischen Instrumentalmusik.
Das Cancionero de Palacio
ist eine der wichtigsten Quellen für die spanische Musik des 15.
Jahrhunderts; es enthält Kompositionen, die in der Hofkapelle des
Herzogs von Alba musiziert wurden. Ursprünglich waren 551 Stücke
verzeichnet; erhalten sind heute ca. 460. Juan del Enzina ist mit
einigen Stücken dort vertreten; der äußerst vielseitige Künstler war
nicht nur Komponist, sondern auch Dichter, Übersetzer (so übertrug er
z.B. Vergils Bucolica ins Spanische) und einer der ersten, der sich in Spanien für die weltliche Bühnenkunst einsetzte (einige seiner im Cancionero de Palacio enthaltenen Stücke sind Bühnenwerke, begründet auf Vergils Eklogen).
Im ausgehenden 19. Jahrhundert (1890) wurde die Sammlung von Asenjo
Barbieri neu herausgegeben und führte zu einer Wiederentdeckung der
großen Tradition nationaler weltlicher Instrumentalmusik.
Der Codex Calixtinus
ist eine weitere Sammelhandschrift aus dem Klosterschatz von Santiago
de Compostela, im dortigen Archiv verwahrt und wohl im 12. Jahrhundert
niedergeschrieben. Der auch als „Liber Sancti Jacobi“ bekannte Band
enthält in seinem ersten Teil ein- bis zweistimmige Stücke zur
Jakobusliturgie mit einem Anhang, im zweiten 20 ein- und mehrstimmige
Stücke. Außerdem sind 29 Blätter einer Chronik enthalten, die als
Pseudo-Turpin bekannt ist.
E. P.
Nr. 1
Das auch unter der Bezeichnung „Jakobston“ bekannte Wallfahrtslied wurde um 1500 mehrfach
aufgezeichnet und in der sich anschließenden Reformationszeit häufig parodiert, i. e. mit anderen
Texten musiziert. Eine späte Aufzeichnung einer gesungenen Darbietung des Liedes ist noch aus dem
19. Jahrhundert bekannt.
Es umfaßt insgesamt 26 fünfzeilige Strophen (Nrn. 13-23 wurden in dieser Fassung weggelassen;
inhaltlich handelt es sich hierbei um die eingeschobene Erzählung vom Spitalmeister von Burgos –
ähnlich verkürzte ja auch Geoffrey Chaucer den Pilgern in seinen „Canterbury Tales“ die lange Wallfahrt
durch Erzählungen aller Art ...). Zunächst ist dabei von der Ausrüstung des Wallfahrers auf dem
Jakobsweg die Rede: zwei Paar Schuhe, ein Regenumhang, ein Sonnenhut, eine Flasche (Kalebasse
genannt), eine Schüssel, ein Sack und der Pilgerstab zur Stütze und Verteidigung. Ferner sollte der
Pilger noch vor der Abreise die Beichte ablegen und Buße tun, da in der Fremde kein deutschsprachiger
Geistlicher zu finden war. Derart ausgerüstet und vorbereitet, kann der Wallfahrer sich auf den
Weg machen, der im folgenden anhand der wichtigsten Stationen (Schweiz, Südfrankreich, Pyrenäen)
nachgezeichnet wird.
Der teils archaische Sprachgebrauch deutet darauf hin, daß zwischen der Entstehung und der
Aufzeichnung des Liedes ein größerer zeitlicher Abstand anzusetzen ist.
Nr. 6
Die weiteren Strophen dieser Cantiga berichten von einer großen Krankheit, die den jungen Don
Fernando befallen hatte: er vermochte gar nichts mehr zu essen und Würmer hatten ihn bereits
befallen. Seine Mutter jedoch brachte ihn zum Kloster Oña, von dem sie viel Wunderbares gehört
hatte. Dort verbrachte der Junge eine Nachtwache und betete zur heiligen Jungfrau, wart von ihr
geheilt und binnen 15 Tagen bei größeren Kräften als er es je zuvor war. Als König Alfonso VIII, der
Edle, von diesem Wunder hörte, begab er sich sofort auf eine Pilgerreise nach Oña.
Nr. 10
Dieses Lied beschreibt in 17 Strophen den Weg durch Frankreich nach Santiago de Compostela (=Saint-Jacques).
Nr. 11
Die Ortsbezeichnungen „Bolonna, Collonna, Sanssonna“ wurden vermutlich um des Reimes willen so
gewählt. Onna, i. e. Oña, ist eine Gemeinde im Bezirk Burgos. Möglicherweise bezieht sich diese
„Cantiga de Santa Maria“ auf eine Erzählung, die über das Kloster San Salvator de Oña (das einst
Mönche und Nonnen beherbergte) im Schwange war: daß es nämlich vom Sohn einer Gräfin Onna als<
Sühne für deren Hinrichtung wegen ihrer verbotenen Liebesbeziehung zu einem Moslem gegründet
worden sei.