Hör, Kristenhait! / Ensemble Leones
Sacred Songs by the last of the Minnesingers. Oswald von Wolkenstein, Der Mönch von Salzburg et al.





leones.de
Christophorus 77395
2015






Michel Beheim (c 1420-1472/9) | Kurze Weise, Beh 29; M291
1. Vom heiling geist / Heiliger geist, rat und volleist  [1:26]
Raitis Grigalis

Oswald von Wolkenstein (c 1376-1445) | Kl 38; WolkB
2. Keuschlich geboren  [8:18]
Sabine Lutzenberger, Baptiste Romain

Anonymus | Bux 228
3. Pulcherrima de virgine  [0:57]
Marc Lewon

Der Mönch von Salzburg (late 14th c.) | G 21, W4494
4. Von anegeng der sunne kchlar  [4:22]
Baptiste Romain

Oswald von Wolkenstein | Kl 4; WolkB
5. Hör, kristenheit!  [4:53]
Marc Lewon

Der Mönch von Salzburg | G 25; M715
6. Heyligs kreucz ein paum gar aine  [8:33]
Raitis Grigalis, Baptiste Romain

Oswald von Wolkenstein | Kl 78; WolkA & B
7. Mich trost ain adeliche mait  [4:10]
Sabine Lutzenberger, Baptiste Romain, Marc Lewon

Anonymus | Faenza, Nr. 14
8. Indescort  [2:58]
Marc Lewon, Baptiste Romain

Der Mönch von Salzburg | G 9; Kolmar & Donaueschingen
9. O Maria pya  [4:17]
Raitis Grigalis, Baptiste Romain

Richard Loqueville (?-1418) | MuEm, Nr. 28
10. O regina clementissima  [2:05]
Baptiste Romain, Marc Lewon

Oswald von Wolkenstein | Kl 35; WolkB
11. In Suria ain braiten hal  [3:16]
Raitis Grigalis, Marc Lewon, Baptiste Romain

Fridolin Sicher (1490-1546) | SG530, Nr. 23
12. Resonet in laudibus  [1:21] |
Baptiste Romain, Marc Lewon

Der Mönch von Salzburg | G 46, Egh 3
13. Maria ward ein pot gesanndt  [5:52]
Sabine Lutzenberger

Anonymus | Bux 75
14. Virginem mire pulchritudinis  [2:51]
Baptiste Romain, Marc Lewon

Der Mönch von Salzburg | G 11; Mondsee
15. Das guldein vingerlein des munchs / Mein trost Maria raine mait  [14:22]
Sabine Lutzenberger, Raitis Grigalis, Marc Lewon

Anonymus | Bux 74
16. Maria tusolacium  [1:09]
Baptiste Romain, Marc Lewon

Oswald von Wolkenstein | Kl 109a; WolkB & BU
17. Ave mater, o Maria - Ave mater, O Maria  [8:29]
Sabine Lutzenberger, Raitis Grigalis, Marc Lewon, Baptiste Romain






Ensemble Leones
www.leones.de

Sabine Lutzenberger — Gesang/voice
Raitis Grigalis — Gesang/voice
Baptiste Romain — Vielle, Crwth, Dudelsack/bagpipes
Marc Lewon — Gesang/voice, Laute/lute, Quinterne/gittern, Vielle,
Leitung/direction




English liner notes




Hör, kristenhait!
Geistliche Lieder aus dem Herbst des Mittelalters

Der Mönch von Salzburg (spätes 14. Jh.) und Oswald von Wolkenstein (ca. 1376-1445) zählen zu den größten deutschen Liederdichtern des Spätmittelalters und gelten als die wichtigsten Repräsentanten für die Blüte weltlicher Dichtung und Musik dieser Epoche. Sie waren aber auch – was heutzutage weniger bekannt ist — bedeutende Komponisten geistlicher Lieder.

Über Oswalds Lebensumstände, Werdegang und dichterisch-musikalisches Werk sind wir durch über 1000 erhaltene Dokumente sowie seine beiden, eigens von ihm in Auftrag gegebenen Liederhandschriften außergewöhnlich gut informiert — sogar sein Abbild ist uns mehrfach überliefert: Gegen Ende seines abenteuerlichen und zumindest anfänglich auch turbulenten Lebens war er der bekannteste und einflussreichste Adlige Südtirols sowie ein Vertrauter und Gesandter des Kaisers, hatte fast die gesamte damals bekannte Welt bereist und ein Œuvre von über 120 selbst verfassten Liedern festgehalten.

Während Oswalds Leben und Wirken also außerordentlich gut dokumentiert ist, weiß man über die Person, die sich hinter dem Pseudonym „Der Mönch von Salzburg“ verbirgt und deren „Klarname“ immer noch im Dunkeln liegt, praktisch nichts — eine für die Biographie mittelalterlicher Liederdichter typische Überlieferungssituation, in der jene praktisch nur durch ihre Lieder zu uns sprechen. Nur soviel: „Der Mönch“ war offenbar ausgebildeter Kleriker, Mitglied eines Ordens und am Hof des Salzburger Erzbischofs Pilgrim II von Puchheim (ca. 1330-96) tätig, der zugleich als sein Mäzen fungierte und in dessen Auftrag er dichtete.

Die geistlichen Lieder dieser beiden so unterschiedlichen Dichtersänger spiegeln ihre gesellschaftlichen Positionen wider, denn beide waren zwar im höfischen Umfeld, jedoch auf unterschiedlichen Seiten tätig. Oswald konnte es sich in zweierlei Hinsicht leisten, jenseits der Regeln und Hierarchien künstlerisch tätig zu sein: Er war kein Mitglied einer Hofkapelle, hatte keine Lieder im Auftrag zu dichten, keine Kompositionen für Anlässe anzufertigen, er konnte vielmehr seine Lieder dichten und dort aufführen, wohin ihn seine Rolle als Adliger, als Vertrauter des Königs, als Diplomat und streitbarer Tiroler Politiker in eigener Sache führte. Er war nicht vom Erfolg seiner Lieder auf internationaler Bühne abhängig und konnte es sich auch finanziell leisten, für die Überlieferung seines Werks selbst zu sorgen. „Der Mönch“ hingegen dichtete zumindest teilweise im Auftrag eines Dienstherrn und war als Kleriker mit gewissen Pflichten und — auch liturgischen — Anlässen konfrontiert, für die sein Können einzusetzen, erwartet wurde. Während seine weltlichen Lieder die zeittypische Bandbreite an Formen und Melodietypen aufweisen, halten sich seine geistlichen Lieder, die knapp die Hälfte seines überlieferten Werks ausmachen, eng an den Stil liturgischer Gesänge. Neben eigenen, neuen Liedern, die z.T. Themen und Formen des Minnesangs und der Sangspruchdichtung zitieren und gelegentlich die Ideale der Devotio moderna vorwegzunehmen scheinen, treten hier Übersetzungen und Adaptionen lateinischer Hymnen und Sequenzen hinzu. Diese geistlichen Kontrafakturen lassen bekannte gregorianische Melodien durch einen neuen, deutschen Text in ganz anderem Licht erscheinen.

Die vorliegende Einspielung präsentiert eine neue Seite der beiden Musiker, in der sie ihre dichterische und kompositorische Kraft zur Gänze einsetzten. Dabei verstand es Oswald – genau wie in seinen weltlichen Liedern – seine Persönlichkeit mit all ihren charakteristischen Zügen, Ecken und Kanten einzubringen: autobiographische Details und die Sorge um das ganz persönliche Seelenheil vermischen sich mit seinem typisch anekdotenhaft-erzählenden Stil, wenn er z.B. eigene Erfahrungen von einer Palästinareise in ein Weihnachtslied einfließen lässt oder das Frühlingserwachen seiner Südtiroler Heimat in ein Marienpreislied wandelt. Dem Mönch indessen gelang es meisterhaft, seine lateinischen Choralvorlagen kunstvoll ins Deutsche zu übertragen und sich darüber hinaus schlichten, im Volk beliebten Liedern ebenso zu widmen wie den beeindruckend groß-angelegten Formen der Sangspruchdichtung. So vereinen sich die Stärken beider Dichterkomponisten – dem Selbstdarsteller und dem Dienstmann – zu einem facettenreichen Programm, das neben wenigen „Klassikern“ viele Ersteinspielungen enthält und um geistliche Instrumentalmusik aus Quellen des 15. Jahrhunders ergänzt ist.


Von A bis O

Zu Beginn der Einspielung kommt mit Michel Beheim (ca. 1420-1472/9) einer der letzten Sangspruchdichter des Mittelalters zu Wort, der wie seine Vorgänger vor ihm und die Meistersänger nach ihm, neue Liedtexte stets auf wenige, festgelegte Formen und Melodien verfasste – die sogenannten „Töne“, oder bei Beheim: „Weisen“. Seine Anrufung Heiliger geist, rat und volleist [1] mit der Bitte um Beistand beim Singen und Dichten und verfasst in seiner „Kurzen Weise“, dient als angemessene Eröffnung und Prolog für das vorliegende Programm.

Dieses beginnt mit Oswalds Keuschlich geboren [2], das einen Frühlingstanz als geistliches Gleichnis zitiert und das darüber formulierte Lob auf die Heilige Jungfrau Maria nebst der Frucht ihres Leibes wie ein Minnelied zelebriert. Oswald verwendete für diesen in Form und Inhalt komplex verschachtelten Text die einzigartige Melodie seines weltlichen Liebesreigens „Des himels trone“, die durch einen langsamen Dreierrhythmus im zweiten Teil Assoziationen an Tanz wecken soll. Das Lied ist in Handschrift A (WolkA) zweistimmig und in Handschrift B (WolkB) einstimmig überliefert. In der vorliegenden Einspielung wird die Fassung der Handschrift B gesungen und nur von einer Vielle begleitet, wodurch die enge Verwebung von Wort und Melodie eindrücklich zur Geltung kommt.

Das anonyme Pulcherrima de virgine [3], eine Bearbeitung aus dem Buxheimer Orgelbuch (Bux), führt als eine Art Ricercar oder Tastar de chorde (improvisierendes Vorspiel) das beliebteste Soloinstrument des 15. Jahrhunderts ein: die Laute. Als Gegenpol dazu improvisiert der Dudelsack, der mit der Weihnachtsgeschichte seit dem Mittelalter als „Hirteninstrument“ verknüpft ist, über eine Fassung des verbreiteten, abecedarischen Weihnachtshymnus „A solis ortus cardine“ (bei dem jede Strophe mit dem nächsten Buchstaben des Alphabets beginnt). Der Hymnus ist in zahlreichen Übersetzungen des Spätmittelalters überliefert, darunter auch in einer beliebten Fassung des Mönchs von Salzburg, die sich im Orationale Kaiser Friedrichs III. findet: Von anegeng der sunne kchlar [4]. Das titelgebende Hör, kristenhait! [5] ist ein Loblied auf die göttliche Liebe. Um diese zu erlangen, rät Oswald in der letzten Strophe zu einer gottgefälligen Lebensführung, die v.a. aus Enthaltsamkeit zu bestehen habe. Resümierend und resignierend muss er dabei feststellen: „Und so sitze ich, Wolkenstein, in der Falle!“, was sicher nicht nur als scherzhafter Hinweis auf seine Ausschweifungen zu verstehen ist, sondern auch als Anspielung auf seine Gefangenschaft in der Vellenburg, die er zugleich als Buße ansieht.

Passend zur Bußthematik folgt die deutsche Übersetzung des lateinischen Kreuzhymnus „Pange lingua“, bzw. (in Umstellung einer Strophe) „Crux fidelis“, durch den Mönch von Salzburg Heyligs kreucz ein paum gar aine [6]. Die vertraute Melodie des Hymnus erfährt durch die dichte Austextierung und sich wandelnde Akzentverteilung in der Übersetzung eine neue Deutung, die das Kreuzes-leiden des Textes noch stärker in den Vordergrund rückt.

Mich tröst ain adeliche mait [7] ist eines der wenigen mehrstimmigen geistlichen Lieder Oswalds von Wolkenstein, das wie die beiden vorangegangenen Lieder hier zugleich als gesungene Ersteinspielung vorliegt. Vermutlich ist dieses Lied eine Kontrafaktur über eine mehrstimmige Chanson, deren Vorlage bislang nicht entdeckt wurde. Zum zweistimmigen Kontrapunkt aus Oswalds Handschriften tritt ab der 2. Strophe eine Contratenorstimme, die zeigt, wie nah der Satz am internationalen Stil des frühen 15. Jahrhunderts orientiert ist. Ein Stil, den Oswald auf seinen vielen Reisen und v.a. am Konstanzer Konzil kennengelernt haben dürfte.

Indescort [8] ist eine Instrumentalbearbeitung aus dem zeitgleich entstandenen norditalienischen „Codex Faenza“ über die anonyme Chanson „A discort sont Desir et Esperance“, die im deutschsprachigen Raum auch mit einem lateinischen, geistlichen Kontrafakturtext verbreitet gewesen sein muss. Zwar ist dieser nicht mehr erhalten, das Incipit aber lebt in der Instrumentalbearbeitung des gleichen Stücks im Buxheimer Orgelbuch fort: Virginem mire pulchritudinis [14].

Das lateinische Reimkunstwerk O Maria pya [9] ist nach Aussage der Handschrift eine Kontrafaktur über das deutsche „Maria gnuchtig zuchtig“ des Peter von Sachsen, mit dem der Mönch von Salzburg seine Lateinkenntnisse in einer Art Dichterwettstreit eindrucksvoll zur Schau stellte (wenngleich er dabei das Maß poetischer Lizenz bisweilen überschritten haben dürfte): „Als her peter von sachsen dem múnch von salczburg dis vo[r] geschrieben par [das Bar = mehrstrophiges Lied] schickte da schickt er im dis nach gende lathinisch par her wider vmb in dem selben thon“ (Donaueschingen, S. 218). Der hier erstmals eingespielte Text ist ein blumiges Loblied an die Heilige Jungfrau mit einer Aufzählung zahlreicher Beinamen Marias und der Bitte um Beistand für die Gläubigen.

Das dreistimmige O regina clementissima [10] des Richard Loqueville ist vermutlich wieder eine geistliche Kontrafaktur über eine weltliche Chanson, die hier instrumental ausgeführt wird.

Die folgenden drei Stücke sind der Weihnachtszeit gewidmet: Oswald von Wolkenstein, der selbst die Heiligen Stätten Palästinas besucht hatte, flicht diese Erfahrung in sein Weihnachtslied In Suria ain braiten hal [11] ein, wenn er versichert, einen legendären Spalt in der Grabkammer zu Bethlehem mit eigenen Augen gesehen zu haben. Bei der Fürbitte um göttliche Hilfe kann Oswald nicht umhin, wieder seine Autorsignatur „ich, Wolkenstein“ im Lied zu hinterlassen. Resonet in laudibus [12] war das wohl beliebteste Weihnachtslied, über das der Mönch von Salzburg seine berühmte Kontrafaktur „Josef, lieber neve mein“ verfasste, und das hier in einer dreistimmigen Instrumentalbearbeitung durch Fridolin Sicher vorliegt.

Das Lied Maria ward ein pot gesanndt [13] aus der Eghenvelder-Liedersammlung ist in anderen Quellen unter dem Incipit „Eya herre got was mag das gesein“ enthalten und berichtet in einer „Mauerschau“ von Mariä Verkündigung bis zur Geburt Jesu. Dabei wird ein Wächter befragt, was der helle Schein über Bethlehem zu bedeuten habe. Der Wächter antwortet, er sähe einen hellen Stern, der von zwei Engeln gezogen den Heiligen Drei Königen den Weg zum Heiland leuchtet.

Eine weitere Ersteinspielung ist Das guldein vingerlein des münchs [15] — ein Neujahrslied mit dem Incipit Mein trost Maria raine mait. Das „Fingerlein“ im Titel meint einen Ring, den der Mönch in der ersten Strophe beschreibt und seiner Dame als Neujahrsgeschenk überreicht: Sechs edle Steine sind in ihn eingelassen, die den Namen des Heilands ausbuchstabieren — „JHESVS“. Jeder der Steine steht mit seiner Farbe und den ihm zugeschriebenen Eigenschaften für eine bestimmte Zeit im Jahr. Diesem Jahreslauf folgt das Lied über sechs Strophen hinweg und malt ein plastisches Bild der jeweiligen Jahreszeit, der typischen Wetterlagen, Naturereignisse, anfallenden Arbeiten, verknüpft mit Elementen aus dem Cisiojanus, in dem die anstehenden Feiertage des Kirchenjahres festgehalten sind, verbunden mit entsprechenden Fürbitten. Die Dame, der das Lied gewidmet ist und die den symbolischen Ring als Jahresgabe erhält, ist natürlich die Jungfrau Maria.

Mit dem instrumentalen Maria tusolacium [16], das die transponierte Tenor-Melodie der Lauda Ave, mater, o Maria [17] vorwegnimmt, wird das Ende des Programms eingeläutet. Die Lauda selbst lässt als Prozessionsgesang über neun Strophen hinweg, die nur in Oswalds Handschrift B enthalten sind, das „Ave Maria“ als Akrostichon erklingen: Jeder Formteil beginnt mit dem jeweils nächsten Wort des Gebets: „Ave – o Maria – gratia – plena – dominus – tecum – benedicta – tu – in – mul ieribus – et – benedictus – fructus – ventris – tui – Jhesus – AMEN.“

Marc Lewon








Hark, Christendom!
Sacred Songs by the Last of the Minnesingers

The late fourteenth-century “Monk of Salzburg” and Oswald von Wolkenstein (c 1376-1445) were among the greatest German songwriters of the late Middle Ages. While today they are celebrated as representatives of the pinnacle of secular poetry and music, it is less known that they were also important composers of sacred songs.

We are unusually well informed about Oswald’s life, career, and musical-poetic output, due to references in over a thousand surviving documents and to the two song manuscripts that he commissioned. Even multiple versions of his portrait have survived. Towards the end of his adventurous and — at the beginning at least — turbulent life, he was the most famous and influential aristocrat in South Tyrol, as well as a confidant and ambassador of the emperor. He travelled extensively throughout the known world and composed over 120 works of poetry and song.

While Oswald’s life and works are unusually well documented, we know practically nothing of the man concealed behind the pseudonym “The Monk of Salzburg.” He speaks to us now almost entirely through his songs — a situation far more typical for medieval poets. Beyond the hints contained in his oeuvre, we can deduce that The Monk was evidently a learned cleric and member of a religious order, active at the court of Pilgrim II von Puchheim, Archbishop of Salzburg (c 1330–96), in whose service he composed poetry.

The sacred songs of these two disparate bards reflect their contrasting societal positions — both worked in a court environment, but in completely different roles. On two counts, Oswald had the means to be artistically active beyond the norms of his day. First, he was not a member of a court chapel, had no commissions for his songs, and no need to compose for specific events, but in his role as aristocrat, royal confidant, diplomat and aggressive South Tyrolean politician he composed and performed his songs for his own ends. Second, he could afford to take care that his works would be transmitted to future generations. He was dependent neither on market forces nor on the success of his songs on an international stage.

The Monk, on the other hand, composed at least in part at the service of an employer: as a cleric, he was regularly confronted with particular duties and was expected to contribute his compositional skills at various events, liturgical and otherwise. While his secular songs exhibit a typical range of forms and melody types for his time, his sacred output — roughly half his surviving works — strictly conforms to liturgical styles. These fall into two categories: original songs that on one hand adopt the themes and forms of the Minnesang and Sangspruchdichtung, but on the other seem to anticipate the ideal of the Devotio moderna, exist alongside translations and adaptations of Latin hymns and sequences. These sacred contrafacta use well known Gregorian melodies, but under the guise of new German texts, they allow them to shine through in a new light.

The following recording presents an unexplored side of both musicians, in which they apply the entirety of their poetic and compositional abilities. Just as he does in his secular songs, Oswald pours his own personality into these works and we recognize his characteristic wide brush strokes and sharp corners. Autobiographical details and concern for his own soul’s salvation are intertwined with his typical storytelling style, for instance when he allows his own experiences of a trip to Palestine to penetrate a Christmas song, or when a description of the awakening spring in his homeland, South Tyrol, strays into a song of praise for the Virgin Mary.

Meanwhile, The Monk succeeds in transcribing his Latin blueprints masterfully and artistically into German works of art, reconciling within them the melodies loved by the people with the large-scale forms of Sangspruchdichtung. Both poet-composers — the self-promoter and the servant — are united here in a rich and multi-faceted programme, enriched by sacred instrumental music from fifteenth-century sources.


From A to Ω

The first to have a say on this recording is Michel Beheim (c 1420–1472/9), one of the very last writers of Sangspruchdichtung of the Middle Ages. Like his predecessors and the master-singers after him, he invariably set new song texts to a few preexisting forms and melodies, the so-called “Töne” (“tunes”). Heiliger geist, rat und volleist [1 ] (“Holy Ghost, you counsel and support”), a plea for help in his singing and poetry writing set in his “Short Tune,” serves as an appropriate opening and prologue to our programme.

We begin our programme proper with Oswald’s Keuschlich geboren [2] (“Chastely born”), in which a springtime dance serves as sacred allegory. In the manner of a Minnesang, it celebrates praise for the Holy Virgin Mary along with the fruit of her womb. To set the form and content of this intricate text, Oswald reuses the extraordinary melody of his secular roundelay “Des himels trone” (“The heavenly throne”), conjuring associations to dance with a slow triple melody in its second half. The song is found in manuscript A (WolkA) in two voices, but is transmitted monophonically in manuscript B (WolkB). In our rendition we have used the latter version: in order to render the close connection between word and melody to maximum effect the singer is accompanied only by a vielle.

The anonymous Pulcherrima de virgine [3], an arrangement from the Buxheim Organ Book (Bux), follows as a kind of ricercar or tastar de chorde (improvised prelude) for the most beloved solo instrument of the fifteenth century: the lute. The bagpipe, antithesis to the lute and associated with the shepherds from the story of Christmas since the Middle Ages, follows, improvising on an expanded version of the abecedarian Christmas hymn, A solis ortus cardine, in which every verse begins with the next letter of the alphabet. This hymn is transmitted in countless versions from the Late Middle Ages, including a much admired one by The Monk of Salzburg, found in the personal orationale of Emperor Frederick III: Von anegeng der sunne kchlar [4] (“From the rise of the bright sun”).

The title track, Hör, kristenhait! [5] (“Hark, Christendom!”) is a song of praise for divine love. Oswald advises us in his last strophe that if we are to obtain this love, we must live in a way that pleases God, insisting on abstinence above all. In his recapitulation, however, he resignedly must also declare: “des lig ich Wolkensteiner inn der Fall!”, (“And so sit I, Wolkenstein, in the snare!”) — certainly not just a light-hearted warning of his own debauchery, this must also be understood as an allusion to his captivity in the Vellenburg (“die Fall”), which he saw as a kind of penance. In keeping with the theme of penance, this piece is followed by The Monk of Salzburg’s German translation of Pange lingua, the Latin hymn of the cross. In his version, Heyligs kreucz ein paum gar aine [6] (“Faithful Cross, one and only tree”), he uses a version where the eighth verse, Crux fidelis, is transposed to the beginning of the hymn. In the midst of dense text setting and redistributed word accents, the familiar melody of this hymn takes on new meaning in translation as the sorrow for the crucifixion in the original text is pushed further into the foreground.

Mich tröst ain adeliche mait [7] (“A noble virgin is my consolation”) is one of few polyphonic sacred songs by Oswald von Wolkenstein, and like the two previous songs, is presented here in its first vocal recording. This song is probably a contrafact of a polyphonic chanson, but if so, its model has not yet been discovered. On top of the two-part counterpoint from Oswald’s manuscript, we have added a third, contratenor part to the second and third strophes, rendering it in a setting quite close to the international style of the early fifteenth century — a style that Oswald would have learned on his many trips, in particular to the Council of Constance.

Indescort [8] is an instrumental arrangement from the contemporary north Italian “Faenza Codex,” modelled on the anonymous chanson A discort sont Desir et Esperance. This song was also found in German-speaking areas expanded with a sacred contrafact text in Latin. While the German version no longer survives, we know of its existence because its incipit lives on in an instrumental reworking of the piece in the Buxheim Organ Book: Virginem mire pulchritudinis [14].

The Latin O Maria pya [9], an artistic feat replete with dizzying rhymes, appears to be a contrafact of the German Maria gnuchtig zuchtig by Peter von Sachsen. According to the rubric, The Monk of Salzburg used this piece to exhibit his prowess in Latin through a kind of poetic rivalry (even if he occasionally overstepped poetic license): “When Peter von Sachsen sent the above song to the Monk of Salzburg, he returned the following song to the same tune in reply” (Donaueschingen, p. 218). This text, recorded here for the first time, is a flowery song of praise to the Holy Virgin Mary, enumerating the countless epithets to Maria and pleading for her to come to the aid of believers.

The three-part O regina clementissima [10] by Richard Loqueville is probably once again a sacred contrafact of a secular chanson, performed here instrumentally. The three following pieces are devoted to Christmas: Oswald von Wolkenstein, who himself visited the holy sites of Palestine, weaves his own experiences into his Christmas song, In Suria ain braiten hal [11 ] (“Everywhere in Syria you can hear clamour”), when he assures us that he has seen the chink in the Bethlehem sepulchre with his own eyes. Oswald cannot help but to carve his own graffito – “I, Wolkenstein” – into his own plea for intercession. Resonet in laudibus [12] was the most popular Christmas song of its time, upon which The Monk of Salzburg crafted his contrafact, Josef, lieber neve mein, and is here rendered in a three-part instrumental arrangement by Fridolin Sicher (1490–1546). The song Maria ward ein pot gesanndt [13] (“A messenger was sent to Mary”), from the Eghenvelder song collection, can be found in other sources with the incipit Eya herre got was mag das gesein and relates the stories of the Annunciation to the birth of Jesus as a teichoscopy, a narrative strategy borrowed from Greek tragedy, in which the narrator sees the action from atop a wall. In this process, a watchman is asked what the bright light over Bethlehem means. The watchman answers that he sees a bright star, pulled by two angels, lighting the way for the Three Kings to find the saviour.

A further premiere on this recording is Das guldein vingerlein des münchs [15] (“The Monk’s golden ring”), a song for New Year with the incipit Mein trost Maria raine mait (“My consolation, Mary, pure virgin”). The Monk describes the ring mentioned in the title (“vingerlein,” literally “little fin-
ger”) in the first verse, and presents it to his Lady as a New Year’s gift. In it, six precious stones are set, which spell out the name of the saviour: “JHESVS.” Each of the coloured stones stands for a particular quality as well as for a time of year. The song follows these over six verses, painting an evocative image for each season, with typical weather, natural events and chores, and connecting them with elements from the Cisiojanus, in which the upcoming feasts of the church year are contained, bound together with appropriate intercessions. The “Lady” for which the song is intended, and who receives the symbolic ring as a New Year’s gift, is of course the Virgin Mary.

The instrumental Maria tusolacium [16], which anticipates the transposed tenor melody of the lauda, Ave, mater, o Maria [17], hails the end of the programme. This lauda leads us away with a procession song over nine verses, contained only in Oswald’s manuscript B. It sounds out the “Ave Maria” as an acrostic, with every half-strophe beginning with the next word of the prayer: “Ave – o Maria – gratia – plena – dominus – tecum – benedicta – tu – in – mulieribus – et – benedictus – fructus – ventris – tui – Jhesus – AMEN.” (“Hail, O Mary, full of grace. Our Lord is with thee. Blessed art thou among women, and blessed is the fruit of thy womb, Jesus. AMEN.”)

Marc Lewon
Translation: Catherine Motuz







Verwendete Quellen / Sources:
• BU — I-Bu 2216 (c1440)
• Bux — D-Mbs Mus. 3725 (Buxheimer Orgelbuch, c1460-70)
• M291 — D-Mbs Cgm 291 (Beheim-Handschrift B, 2. Hälfte 15. Jh.)
• Donaueschingen — D-KA Cod. Donaueschingen 120 (Donaueschinger Liederhandschrift, c1480-90)
• Egh — A-Wn s.n. 3344 (Eghenvelder-Liedersammlung, c 1431-4)
• Faenza — I-FZc 117 (Codex Faenza, c1420)
• Kolmar — D-Mbs Cgm 4997 (Kolmarer Liederhandschrift, c 1460)
• M715 — D-Mbs Cgm 715 (Mönch von Salzburg-Handschrift A)
• Mondsee — A-Wn 2856 (Mondsee-Wiener Liederhandschrift, c1455-70)
• MuEm — D-Mbs Clm 14274 (Codex St. Emmeram, c1435)
• SG530 — CH-SGs 530 (St. Galler Orgelbuch, die Orgeltabulatur des Fridolin Sicher, c1 503-31)
• W4494 — A-Wn 4494 (Das Orationale Kaiser Friedrichs III., 15. Jh.)
• WolkA — A-Wn 2777 (Wolkenstein-Codex A, c1425-41)
• WolkB — A-Iu s.s. (Wolkenstein-Codex B, c1 432-8)

Alle Übersetzungen der Oswald-Lieder aus:
Wernfried Hofmeister, Oswald von Wolkenstei – Das poetische Werk. Gesamtübersetzung in neuhochdeutsche Prosa mit Übersetzungskommentaren und Textbibliographien, Berlin/New York (Walter de Gruyter) 2011.


Ensemble Leones dankt folgenden Personen und Einrichtungen herzlich
für deren Mithilfe, die zum Gelingen dieser Einspielung beitrug:

Dem Deutschlandfunk (DLF) und besonders Christiane Lehnigk, die sich für die Aufnahme
des Programms einsetzte und das Projekt mit Begeisterung förderte,
unserem Tonmeister Johannes Kammann für seine besondere Hingabe und das hervorragende Ergebnis,
Stefan Rosmer für die sorgfältige Edition und Übersetzung des schwierigen Textes von O Maria pya,
der evangelischen Kirchengemeinde Wyhlen und Pfarrerin Annette Metz
sowie der katholischen Kirchengemeinde St. Georg in Wyhlen mit Pfarrer Uwe Schrempp
und Maria Deschler für die Probenmöglichkeiten in unserem Heimatort.

Coproduction with Deutschlandfunk
Executive producers: Dr. Christiane Lehnigk (DLF) · Joachim Berenbold (note 1 music)
Recording: 12-15 October 2013, Deutschlandfunk Kammermusiksaal, Cologne (Germany)
Recording producer & digital editing: Johannes Kammann
Recording engineer: Wolfgang Rixius

Editor & layout: Joachim Berenbold
Cover picture: Detail of Beaune Altarpiece by Rogier van Weyden (1445/50), Hôtel-Dieu of Beaune (France)
Artist photo: Noel Piccolini
(P) + © 2015 Deutschlandradio / note 1 music gmbh, Heidelberg (Germany)
CD manufactured by Promese - Made in The Netherlands

CHR 77395