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Verlag der Spielleute CD 0004
2000
1. [3:43]
a)
Tempus transit gelidum [2:54]
Carmina Burana, Nr. 153 (ca. 1225 - 1230)
CB 153
b) Ugrós [0:49] trad. Ungarn
Neidhart von REUENTAL (ca. 1180 - ca. 1240)
2. [5:22]
a) Wol dir, liebe sumerzît (1:05)
b) Dô der liebe summer (4:17)
3. [4:57]
Sinc an, guldîn huon
4. Die mynne fueget nyemand [1:47]
Oswald von WOLKENSTEIN (ca. 1377 - ca. 1445)
5. Do trunken sie [2:49]
Wolff HEINTZ (ca. 1490 bis 1552) in Georg Forster: Frische teutsche Liedlein II (1540);
1. Strophe bei Forster, 2. und 3. Strophe bei Konradus Säckl in Codex Heidelbergensis
6. Goddesses [3:34]
The English Dancing Master, John Playford (1623 - 1686)
7. Bryd one brere [3:28]
MS Cambridge, King's Coll., Muniment Roll 2 W32, um 1300
8. Pastime with good company [3:11]
HENRY VIII of England (1491 - 1547)
9. Parson's Farewell [2:54]
The English Dancing Master, John Playford (1623 - 1686)
10. Ai vist lo lop [4:33]
trad. Auvergne
11. En mai au douz tens nouvel [3:30]
anonym, Trouvère-Lied, 13. Jh.
12. Or est Baiars [1:26]
Adam de la HALLE (ca. 1250 - ca. 1288)
13. Guillaume de MACHAUT (1300 - 1377) [4:36]
a) Quant je sui mis au retour (3:49)
b) Douce dame jolie (0:47)
14. Basse danse ‘La Brosse’ [3:16]
Pierre ATTAINGNANT (ca. 1494 - ca. 1552)
15. Il est bel et bon [1:16]
Pierre PASSEREAU, um 1540
16. Des oge mais [2:06]
Alfonso el Sabio, Cantigas de Santa Maria, Nr. 1, um 1260
CSM 1
17. Parlamento [4:01]
Istanpitta. London BL Add. 29987, 14. Jh.
18. El Grillo [1:12]
JOSQUIN (ca. 1440 - 1521)
19. Francesco CANOVA da MILANO (1497 - 1543)
a) Fantasia (0:49)
b) Ricercar (1:06)
Alfonso el Sabio, Cantigas de Santa Maria, Nrn. 123 und 26, um 1260
20. De Santa Maria sinal (2:21)
CSM 123
21. Non e gran cousa (4:11)
CSM 26
22. Rodrigo Martines [2:24]
anonym, Cancionero Musical de Palacio, 16. Jh.
23. Hanacpachap cussicuinin [2:37]
anonym, in Juan Pérez de Bocanegra: Ritual formulario, Lima / Peru 1631
Alle Titel arrangiert von:
Marc Lewon, Klaus Peill, Knud Seckel & Jutta Weber
WÜNNESPIL
• Marc Lewon,
Oud, Renaissancelaute, Saz, Nyckelharpa, gotische Harfe, Fidel, Tenorgambe, Schalmei, Pommer, Glockenspiel, Gesang (Tenor, Altus)
• Jutta Peill, Davul, Tamburello, keltische Harfe, Gesang (Sopran)
• Klaus Peill, Dudelsäcke, Cister, Gesang (Baß)
• Knud Seckel, Drehleiern, Symphonia, Schalmei, Pommer, Krummhorn, Gesang (Tenor)
• Jutta Weber, Blockflöten, Gralla, Rauschpfeife, Schlagbordun, Gardon, Tamburello, Davul, Triangel, Gesang (Alt)
Als Gäste:
· Dagmar Klug, Gesang
· Michael Gartner, Baßgambe, Baßkrummhorn
Mit
großer Spielfreude und Lebendigkeit übermittelt das Ensemble Wünnespil
den Flair mittelalterlicher Märkte und historischer Bankette. Die
Darbietungen der fünf Musiker und Musikerinnen umspannen alle Arten der
Musik aus den westlichen europäischen Ländern des Mittelalters und der
Renaissance, unter Verwendung eines breitgefächerten historischen
Instrumentariums und - nicht zuletzt - ihrer Stimmen. Wünnespil wurde im Jahre 1995 von Jutta und Klaus Pell' sowie Marc Lewon gegründet. Jutta und Klaus Peill musizieren seit vielen Jahren in verschiedenen Formationen unterschiedlicher Stilrichtungen miteinander. Marc Lewon studiert Musikwissenschaft und Mediävistik und ist desweiteren als Sänger bei verschiedenen Chorprojekten sowie als Gastmusiker bei anderen Ensembles für frühe Musik tätig. Zusammen mit Knud Seckel gründete er das TRECENTO Ensemble für frühe Musik. Knud Seckel studierte ebenfalls Musikwissenschaft, dazu Romanistik und Kunstgeschichte. Auch er arbeitet als Sänger und Instrumentalist in mehreren Chor- und Solistenprojekten. Jutta Weber, Kulturanthropologin, befaßt sich seit langem neben alter Musik mit den ethnischen Musikstilen Nord- und Südosteuropas und ist, zusätzlich zu ihrer Mitarbeit bei Wünnespil und TRECENTO, in der Chormusik und vor allem im Bereich traditioneller Musik tätig. |
The Wünnespil Ensemble renders a
lively and stirring impression of the music played at medieval markets
and historical banquets. The five musicians cover all kinds of musical
varieties that was popular in western Europe during the medieval and
Renaissance periods, using a wide range of historical musical
instruments, not forgetting their voices. Wünnespil was founded in 1995 by Jutta and Klaus Peill and Marc Lewon. Jutta and Klaus Fein have played together in various bands for many years, along the way developing an interest in very diverse musical styles. Marc Lewon is studying musicology, specializing in medieval studies. He is an experienced choral singer and performs as a guest musician with other early music ensembles. He and Knud Seckel were the founder members of the early music consort TRECENTO. Knud Seckel also studied musicology, as well as reading Romance studies and history of art. He too performs as a singer in various choirs and plays the hurdy gurdy in ensembles dedicated to traditional and experimental music. Jutta Weber is a cultural anthropologist, who for many years has been researching the ethnic musical varieties of northern and south-eastern Europe. She also appears with TRECENTO, in choirs and in other traditional music ensembles. |
Die Instrumente:
Wir danken
Argentea - die Silberne - heißt die erste CD der
Gruppe Wünnespil. Mit dem Kreisen dieser ,rota argentea' dreht Wünnespil
am Rad der Zeit, um einen Weg durch das Europa des Mittelalters und der
Renaissance aufzuzeigen. Die Reise beginnt im Heiligen Römischen Reich
[Nrn. 1-5].
Dudelsäcke: D. Güttler
Drehleiern: J. Mayr, Ph. Mousnier
Nyckelharpa: B. Björn
Symphonia: H. Gotschy
Harfen: F. Marschall, Camac
Saz: türkisch
Oud: Sentok
Renaissancelaute (6-chörig): H. Hasenfus
Cister: EMS, B. Schmidt
Fidel: W. Goerge
Gamben: E. Sprenger, Th. Muthesius
Gralla: A. Sans
Blockflöten: Fehr, Moeck, C.F. Mollenhauer
Schalmeien: D. Güttler, J. Hanchet, E. Moulder
Rauschpfeife: D. Güttler
Pommern: J. Flanchet, G. Körber
Krummhörner: G. Körber, Beck
Gardon: ungarisch
Schlagbordun: W. Goerge
Tamburellos: N. Eckermann, mazedonisch
Davul: N. Eckermann
Triangel: J.A. Barkar
Glockenspiel: W. Goerge
Dagmar Klug für Vokal-Supervising und Mitwirkung auf Track 5
Michael Gartner für seine Mitwirkung auf Track 5, 8, 9, 14 und 23
Michael Hofmann vom Verlag der Spielleute für seine Hilfe bei der Erstellung des Layouts
Den Firmen AKG und Studer Deutschland für technische Unterstützung und Leihgaben
Arturo Huerta Cueva und Wayra für die Übersetzung von Hanacpachap cussicuinin
Dieter Güttler, in dessen Andenken wir immer wieder Musik machen
Aufnahmen: Januar bis März 2000 im Tonstudio Parzival, Waldsee
Mixdown: April 2000 mit Virtual Surround Panning (VSP) auf Studer D 950 S
Mastering: Christoph Stickel bei MSM (Mastering Studio München)
Photos: Michael Miersch, Klaus Peill (Cover) und Peter Langenbach (Portrait J. Peill)
Coveridee: Klaus Peill
Layout und Satz: Jutta Weber und Michael Hofmann, Verlag der Spielleute
Produziert von VVünnespil
© 2000 by Verlag der Spielleute
Langlosenweg 14, D - 64385 Reichelsheim
Tel. 06164 91 20 83 Fax 91 20 84
EMail verlag@spielleute.de - www.spielleute.de
Der Reigen der deutschen Weisen wird durch ein Stück aus der
berühmtesten Sammlung von Vagantenliedern des 12. Jhs., den Carmina
Burana, eingeleitet. Nach diesem kräftigen Auftakt hat der neben Walther
von der Vogelweide wohl populärste Dichterkomponist des deutschen
Hochmittelalters das Wort: Neidharts Tanzlieder mit ihren groben
Anspielungen erfreuen sich beim Publikum großer Beliebtheit. Mit einem
größeren zeitlichen Sprung gelangen wir zu Oswald von Wolkenstein, einem
der berühmtesten Lyriker des Spätmittelalters, um schließlich, in der
Renaissance angekommen, das deutsche Sprachgebiet mit einem Einblick in
die bekannteste Sammlung von Tenorliedern dieser Zeit wieder zu
verlassen: die ,Frischen teutschen Liedlein' des Georg Forster. Ein
Tanz, gespielt auf lauten Blasinstrumenten, führt unsere Reise weiter
nach England [Nrn. 6-9].
Es folgt eines der wenigen mit Noten erhaltenen
Lieder aus dem 13. Jh. dieses Sprachraums, der seit der Eroberung durch
Wilhelm im Jahre 1066 vor allem vom Französischen geprägt ist. Da nur
wenige englischsprachige Lieder des Mittelalters überliefert sind,
schreiten wir zügig voran, um schließlich mit einem Stück König
Heinrichs VIII die Renaissance einzuläuten und mit einem Tanz aus der
Sammlung John Playfords den Weg in das 17. Jh. zu weisen. Ein Stück aus
Südfrankreich in okzitanischer Sprache, der sich auch die Trobadors als
Urheber der europäischen Liebeslyrik bedienten, eröffnet gleich einem
Paukenschlag das Eintreffen in Frankreich [Nrn. 10-15].
Wieder beginnt
unser Einblick im hohen Mittelalter, mit dem Lied, das für Walthers
,Under der linden' als Kontrafakturvorlage diente. Schnell gelangen wir
über ein dreistimmiges Rondeau des späten Trouvère Adam de la Halle ins
14. Jh. zu Guillaume de Machaut, dem wohl prominentesten Komponisten der
Ars Nova. Ein Sprung bringt uns schließlich in die Renaissance zu dem
für seine Tanzmusik bekannten Notendrucker Pierre Attaingnant. Mit einem
a-capella-Satz des 16. Jhs. schließt der Ausflug in den französischen
Sprachraum. Eine laut instrumentierte Melodie aus den spanischen
Cantigas de Santa Maria kündigt die Ankunft in Italien an [Nrn. 16-19].
Mit einem Trecento-Tanz beginnt unser Aufenthalt, der nach einem Satz
Josquins Desprez mit zwei kurzen Lautenkompositionen Francescos da
Milano endet. Ein weiteres Lied aus den Cantigas de Santa Maria dient
als schallende Fanfare zum Einzug in das spanische Sprachgebiet [Nrn.
20-23].
Auf eine gesungene Cantiga des 13. Jhs. folgt bereits ein
zweistimmiges Lied, entstanden am spanischen Hof zur Zeit von Kolumbus,
mit dem wir sodann Europa in Richtung Amerika verlassen. Mit dem ersten
in der Neuen Welt gedruckten mehrstimmigen Lied, geschrieben in der
peruanischen Sprache Quechua, wird der Kreis geschlossen. Das ,silberne
Rad' findet seinen Ausklang und weist den Weg in die Neuzeit.