All in a garden green  /  Tom Daun


Alte Harfenmusik aus England und Irland






irish-shop.de | heupferd-musik.de
Wundertüte Musik   CD TÜT 72.167

1994
[45:28]













Englische Lautenmusik der Renaissance

1. Sir John Smith his Almaine   [1:50]   John DOWLAND
2. Melancholy Galliard   [2:43]   John DOWLAND
3. Willson's wilde   [1:13]   Anonymous
4. What if a day / A Toy   [3:24]   Anonymous
5. Alman   [1:49]   John DOWLAND



Melodien aus der Sammlung John Playfords

6. Daphne / Goddesses   [3:34]
7. All in a garden green / Millison's Jig   [3:21]
8. Jenny pluck pears   [2:16]



Irische Harfenmusik des 17. Jahrhunderts

9. Abigal JudgeTurlough O'CAROLAN  /  The cavalcade of the Boyne – Anonymous   [2:41]
10. Katie Tyrell – Anonymous  /  Lady IveaghThomas CONNELLON   [3:40]   Anonymous
11. Gilderoy   [2:00]   Anonymous
12. Carolan's receipt   [2:35]   Turlough O'CAROLAN
13. The Princess Royal / Fanny Power   [3:32]   Turlough O'CAROLAN



Kompositionen von Henry PURCELL

14. Prelude   [0:52]
15. Hornpipe   [1:28]
16. Saefuchi's Farewell   [3:01]
17. A New Scotch Tune   [2:25]
18. Rigadoon   [1:20]
19. Jigg   [1:27]














Tom Daun
Böhmische & Keltische Harfe





Titel 1 und 2 gespielt auf einer Keltischen Harfe, gebaut von Frank Sievert.
Alle übrigen Titel gespielt auf einer Böhmischen Harfe, gebaut von Christoph Löcherbach.




Alle Bearbeitungen / All arrangements: Thomas Daun
Diese Aufnahmen entstanden im April 1994 in der Evangelischen Kirche Köln-Rondorf
Digitale Aufnahme und Schnitt: Götz Bürki
Mastering: Günter Pauler

Covergestaltung: H.G. Lenzen
Foto: Fritz-Peter Sailer
Typographie & Lithos: Achim Grohs

Produziert von Tom Daun und Carsten Linde

Published by Heupferd Musikverlagsges.mbH


Kontakt: Thomas Daun

© + ℗ 1994 Wundertüte Musik





English liner notes















All in a garden green
Alte Harfenmusik aus England und Irland

Nur wenige Stücke dieses Albums, nämlich die irischen Melodien von Thomas Connellon und Turlough O'Carolan, sind Originalkompositionen für Harfe. Bei den anderen handelt es sich um Transkriptionen von Melodien, die ursprünglich für Laute bzw. Cembalo geschrieben wurden, oder um Harfen-Bearbeitungen populärer Tanzweisen aus der Sammlung John Playfords.

Wenn also die vorliegende Interpretation nicht 'authentisch' ist, weil keine Originalinstrumente eingesetzt werden, so paßt der zarte Ton der Harfe doch zum Charakter der dargebotenen Musik: die verzierungsreichen, spielerischen Lautenstücke der englischen Renaissance klingen auf Harfe ebenso überzeugend wie die schlichten Miniaturen, die Henry Purcell für Cembalo komponierte. Außerdem gehörte es im 17. Jahrhundert zur gängigen Musizierpraxis, Melodien von einem auf das andere Instrument zu übertragen.

Die kleine diatonische Harfe wurde in der Renaissance- und Barockzeit sowohl in Irland als auch England benutzt. In den keltischsprachigen Ländern gehörte die 'clarsach' seit jeher zu den wichtigsten Instrumenten. Jeder größere Fürstenhof hatte neben dem Barden auch einen 'clarsair', also einen Harfenisten, in Diensten. Aber auch am englischen Königshof erfreute sich die Harfe großer Beliebtheit. 1603 ernannte Queen Elizabeth den irischen Harfenisten Cormack MacDermott zum Mitglied der 'Royal Musick', wo er bis zu seinem Tode 1619 angestellt blieb.

Das 17. Jahrhundert war die Epoche der endgültigen Unterwerfung Irlands und Schottlands unter die englische Krone. Die unter Queen Elizabeth begonnene Kolonisation wurde unter den Stuart-Königen zunächst mit diplomatischen Mitteln weitergeführt und von Oliver Cromwell dann mit Gewalt zu Ende gebracht. Die keltischen Bewohner Irlands und Schottlands wurden unterdrückt, vertrieben oder zur Emigration gezwungen.

Wie blutrünstig der Konflikt zwischen Engländern und Kelten war, läßt sich aus der Inschrift auf einer irischen Darmsaitenharfe des 17. Jahrhundert ermessen : "Gan tead na rabair agus inne sa gall" — "Möge es Dir niemals an Saiten fehlen, solange es Engländer mit Gedärmen gibt."

Doch parallel zu diesen erbitterten Kämpfen entwickelten sich gerade im 17. Jahrhundert auch enge kulturelle und musikalische Kontakte zwischen Kelten und Engländern. Wandermusikanten aus Irland brachten ihre Instrumente und Melodien in die aufblühende englische Hauptstadt, schottische Dudelsäcke waren in den Gassen von Westminster zu hören, nachdem der Stuart-König James I. seinen Hof von Edinburgh an die Themse verlegt hatte. Zahlreiche in London veröffentlichte Melodiesammlungen beweisen, daß es im 17. Jahrhundert eine regelrechte keltische Mode gab: "New Irish Jigs" und "Scotch Tunes" tauchen in John Playfords Sammlung auf, und selbst Henry Purcell arrangierte einige dieser Stücke für Cembalo.

In Irland wurde der feudale Clan-Adel durch eine englischsprachige Oberschicht ersetzt. Die Musiker, die in der Vergangenheit zum festen Bestandteil der keltischen Fürstenhofe gehört hatten, schauten sich nach neuen Arbeitgebern um. Viele von ihnen spielten auch in den Herrenhäusern der englischen 'gentry' und kamen so in Kontakt mit kontinentalen Musikströmungen.

Turlough O'Carolan, der größte irische Harfenist, traf beispielsweise auch mit Francesco Geminiani zusammen, der damals in Dublin als Operndirektor angestellt war. In seinen eigenen Kompositionen verstand es O'Carolan auf meisterhafte Art, Elemente der keltischen Musiktradition mit barocken Figuren zu verbinden.



Englische Lautenmusik der Renaissance


Sir John Smith his Almaine (1) und Melancholy Galliard (2) gehören zu den schönsten Beispielen der Kunst John Dowlands (1563-1626). Die folgende Melodie, Willson's wilde (3), stammt aus einer anonymen handschriftlichen Sammlung. In 'Jane Pickering's Lute Book', einem anderen Lautenmanuskript der englischen Renaissancezeit, finden sich die Stücke What if a day und A Toy (4). In der gleichen Sammlung gibt es Hinweise auf verschiedene Saiten-Stimmungen, die damals für Laute üblich waren. Eine dieser Stimmungen wird als 'The Harpe Way' bezeichnet — ein deutlicher Beleg dafür, daß die Harfenmusik um 1600 in England bekannt und beliebt war. Die schlichte, unbetitelte Alman (5) stammt wiederum von John Dowland.



Melodien aus der Sammlung John Playfords (1651)


Im Jahre 1651 gab der Londoner Verleger John Playford die Sammlung "The English Dancing Master" heraus, in der neben genauen Tanzbeschreibungen auch die Melodien zahlreicher Country-Dances abgedruckt wurden. In den folgenden achtzig Jahren erschienen 18 Auflagen des "Dancing Master", in denen immer die jeweils neuesten Gassenhauer und Tanzmelodien berücksichtigt wurden. Die insgesamt 535 Melodien stellen ein echtes Kompendium der populären Musik Englands über drei Generationen dar.

Daphne (6) erschien in späteren Ausgaben unter dem Titel "The shepherdess". Goddesses (6) ist eine der wenigen Melodien, die in allen 18 Ausgaben des "Dancing Master" abgedruckt wurde — ein 'Evergreen', der achtzig Jahre lang aktuell war! All in a garden green (7) stammt aus einer früheren Epoche. Der Titel erscheint bereits um 1600 im Fitzwilliam Virginal Book. Millison's Jig (7) trägt deutlich keltischen Charakter und wäre auch auf dem Dudelsack spielbar. Jenny pluck pears (8) wurde in aufeinanderfolgenden Ausgaben des "Dancing Master" mit sehr unterschiedlichen Fassungen abgedruckt — zunächst in Moll, später dann in Dur. Die vorliegende Interpretation richtet sich nach der Version in der ersten Ausgabe.



Irische Harfenmusik des 17. Jahrhunderts


Bis auf die keltische Ballade Gilderoy (11) stammen diese Melodien aus der Sammlung von Edward Bunting, einem Belfaster Organisten, der beim letzten Treffen der traditionellen Harfenisten Irlands 1792 beauftragt wurde, deren Musik zu notieren. Bunting entwickelte sich zu einem enthusiastischen Sammler von Harfenmusik. Er verbrachte einen ganzen Sommer damit, die Harfenisten in den abgelegenen Bergen Donegals und Tyrones zu besuchen und die letzten Klänge einer einstmals blühenden mündlichen Tradition auf Notenpapier zu bringen.

Abigal Judge (9) ist eine Komposition Turlough O'Carolan's (1670-1738), das anschließende Stück The cavalcade of the Boyne (9) entstand wahrscheinlich nach der Schlacht am River Boyne (1690). Katie Tyrell (10) wird von Bunting als perfektes Beispiel des alten irischen Harfenstils bezeichnet.

Der Marsch Lady Iveagh (10) stammt von Thomas Connellon, einem irischen Wanderharfner, der um 1640 in Sligo geboren wurde. Turlough O'Carolan ist der Autor der anderen drei Melodien. Das Stück Carolan's receipt (12) wurde von Bunting 1796 nach dem Vortrag des Harfenisten D. Black aufgezeichnet. The Princess Royal und Fanny Power (13) sind Melodien, die O'Carolan zwei adeligen Damen gewidmet hatte.



Kompositionen von Henry Purcell (1659-1695)


Die sechs kleinen Stücke, die ich zu einer Suite zusammengefaßt habe, stammen aus verschiedenen "Lessons for the Virginals, Harpsichord and Spinet", die zwischen 1689 und 1696 im Druck erschienen.

Nach einem Prelude (14) im improvisierenden Stil folgt eine Hornpipe (15). Dieser Tanz zählte zu den beliebtesten englischen Volkstänzen des 17. Jahrhunderts — ein 'step-dance', der solo und auf engstem Raum getanzt wurde und daher auch als Matrosentanz beliebt war. Saefuchi's Farewell (16) war dem Sopranisten Giovanni Francesco Grossi gewidmet, der als Sänger an der Hofkapelle von König James II tätig war. Bei seiner Abreise schrieb Henry Purcell diese "Air". A New Scotch Tune (17) zählt zu den vielen Melodien, die von Wandermusikanten nach London gebracht wurden. Auch der Rigadoon (18) hat seine Wurzeln in der Volksmusik der damaligen Zeit — der im England des 17. Jahrhunderts beliebte lebhafte Tanz stammt ursprünglich aus dem Süden Frankreichs. Die abschließende Jigg (19) ist rhythmisch und melodisch mit irischen Jigs verwandt — ähnliche Stücke finden sich auch in den Sammlungen John Playfords.












All in a garden green
Old Harp Music from England and Ireland

Only a few melodies on this album are original compositions for the harp namely, the Irish tunes by Thomas Connellon and Turlough O'Carolan. The others are transcriptions of melodies originally written for lute or cembalo or arrangements of popular dance-tunes from the collection of John Playford.

Thus, the interpretation of the music is not 'authentic' in a strict way. The delicate sound of the harp, however, suits the music well. Both the highly ornamented lute-melodies and the modest miniatures that Henry Purcell composed for cembalo sound convincing being played on the harp. Of course, it was quite common in the 17th century to adopt melodies from one instrument to another.

The little diatonic harp was used in Renaissance and Baroque times both in England and Ireland. In the Celtic countries the 'clarsach' had been one of the most important instruments for a long time. Most of the feudal Clan courts had their own 'clarsair' alongside the bard. But in England the harp was held in high esteem, too. In 1603 Queen Elizabeth appointed Cormac MacDermott, an Irish harper, to the 'Royal Musick' where he remained until his death in 1619.

The 17th century was the period of the final subjugation of Ireland and Scotland under the rule of the English Crown. The colonization started by Queen Elizabeth was continued by the Stuart-Kings in a more or less diplomatic way and concluded forcefully by Oliver Cromwell. The Celtic inhabitants of Ireland and Scotland were suppressed, evicted from their homes, driven into exile.

The inscription on an Irish gut-strung harp of the 17th century proves how bloody the conflict between Saxons and Celts really was: "Gan tead na rabair agus inne sa gall" — "May you never lack strings as long as there are Englishmen with guts."

But at the same time the 17th century saw a growth of cultural and musical contacts between Celts and Englishmen. Traveling musicians from Ireland brought their instruments and melodies to the flourishing capital of England, Scottish bagpipes were being played in the alleys of Westminster after James I had moved his court from Edinburgh to London. Many music collections published in London in the 17th century prove that a Celtic fashion existed in the 17th century. "New Irish Jigs" and "Scotch tunes" appear in John Playford's collections and even Henry Purcell arranged some of these tunes for Cembalo.

In Ireland the feudal Clan-system was gradually replaced by an English-speaking aristocracy. The musicians, who in the past had held permanent jobs at the Celtic courts, now looked for new employers. Many of them started to perform in the mansions of the English gentry and thus got accustomed to Continental music taste. Turlough O'Carolan, for example, met Francesco Geminiani, who at that time worked as an opera director in Dublin. In his compositions O'Carolan combined elements of Celtic music tradition with the ornamentation and figuration of Baroque music.



English Lute Music of the Renaissance


Sir John Smith his Almaine (1) and Melancholy Galliard (2) are two examples of the art of John Dowland (1563-1626). The next melody, Willson's wilde (3), was taken from an anonymous Manuscript collection. 'Jane Pickering's Lute Book' contains the two tunes What if a day and A Toy (4). In the same collection there are some remarks concerning lute tunings popular at that time. One of these tunings is called "The Harpe Way" — a proof of the popularity of harp music in England around 1600. The unpretentious Alman (5) is a composition by John Dowland.



Melodies from the collection of John Playford (1651)


In 1651 the London publisher John Playford edited "The English Dancing Master" in which he not only gave detailed descriptions of popular dances but also printed the melodies of many country-dances. In the following 80 years there were 18 editions of the "Dancing Master" - always taking into account the latest music fashion and new 'hits'. The 535 melodies published between 1651 and 1728 form a real dictionary of English popular music over three generations.

Daphne (6) appeared as "The shepherdess" in later editions of Playford's collection. Goddesses (6) is one of the few melodies that was published in all 18 editions of the "Dancing Master" — an evergreen, popular for eighty years or more ! All in a garden green (7) is a slightly older tune. The title was already used in the Fitzwilliam Virginal Book around 1600. Millison's Jig (7) has a distinctly Celtic character and could also be played on a bagpipe. Jenny pluck pears (8) was printed in different versions in the "Dancing Master" — first in minor, later in major keys. The interpretation in this recording follows the version of the first edition.



Irish Harp Music of the 17th century


Apart from the ballad melody Gilderoy (11) all these tunes were taken from Edward Bunting's collections. Bunting was an organist from Belfast who had been commissioned to note down the music of the last Irish harpers at their meeting in 1792. He became an enthusiastic collector of harp music and spent a whole summer in the remote hills of Donegal and Tyrone, meeting the last representatives of a dying tradition. Thus, Bunting wrote down the last remnants of what had in former times been a flourishing tradition.

Abigal Judge (9) is a composition by Turlough O'Carolan (1670-1738). The following piece The cavalcade of the Boyne (9) probably dates back to the Battle of the Boyne (1690). Katie Tyrell (10) is cited by Bunting as a perfect example of the old Irish harp style. The march Lady Iveagh (10) was composed by Thomas Connellon, an Irish itinerant harper born around 1640 in Sligo. O'Carolan is the author of the remaining three melodies. Carolan's receipt (12) was noted by Bunting from the playing of the harper D. Black in 1796. The Princess Royal and Fanny Power (13) were composed for two aristocratic ladies by O'Carolan.



Compositions by Henry Purcell (1659-1695)


The six little pieces which I have combined into a suite were taken from different "Lessons for the Virginal, Harpsichord and Spinet" published between 1689 and 1696.

The opening Prelude (14), played in an improvised style, is followed by a Hornpipe (15). This dance was one of the most popular English folk dances of the 17th century — a solo step-dance, that could be performed in a very limited space and was therefore well-liked by sailors. Saefuchi's Farewell (16) was dedicated to the soprano singer Giovanni Francesco Grossi, employed in the Royal Musick of King James II. When he left England Henry Purcell composed this beautiful Air. A New Scotch Tune (17) is one of the many melodies brought to London by wandering musicians. The final Jigg (19) is related to traditional Irish Jigs — similiar tunes can be found in the collections of John Playford.