Gaillarde / La Rotta
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Wundertüte Musik CD TÜT 72.161
1992
[51:26]
1. Gaillarde 'Der Herr der Pfeifen' [4:38]
2. Im Garten der Abtei [6:54]
3. Skurillische Tänze [4:12]
4. Meister Böck [2:35]
5. Airs [3:45] Henry PURCELL
6. Hahn im Korb [3:12]
7. Schnurrpfeiferei in der Kanzlei [5:42]
aus den Souterliedkens, 1537: 'Der Winter ist Vergangen'
8. Der Mönch im Brunnen [4:42] John PLAYFORD
9. Estampie Douce / La quinte Estampie Real [4:53]
Zwei Handschriften des 14. Jahrhunderts
10. Nachtigalopp [4:30]
11. Prelude von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen [5:35]
LA ROTTA
Tom Daun — Harfe, Gitarre
Rafael Daun — Saxophon, Dudelsack
Ekkehard Daun — Flöte, Xylophon
Walter Simons — Akkordeon, Drehleier
Komposition aller Titel (außer 5, 8, 9): La Rotta
Alle Bearbeitungen: La Rotta
Published by Heupferd Musik
Produziert von LA ROTTA
Cover und Design: H. G. Lenzen
Aufgenommen und abgemischt von Martin Griesbeck
Juli 1992 im Tonstudio Keusgen, Rees - Haldern
Im Vertrieb der da music, 2840 DIEPHOLZ 1
Kontakt:
Thomas Daun
© + ℗ 1992 Wundertüte Musik
Die Gruppe LA ROTTA macht eine beschwingte Musik im Stil längst
verflossener Tage. Sie ist ein authentischer Ausdruck unserer Zeit.
Erfrischend ist dabei die Abwesenheit von schweren Bässen und
explosiver Perkussion zugunsten der scharfen Lieblichkeit
obertonreicher Renaissanceklänge. Der Rhythmus ist dabei umso
befeuernder, je weniger er extra betont werden muß und je
müheloser er sich aus dem Zusammenspiel sowieso ergibt. Und in
welch versunkener Vielfalt ineinander verschränkter Takte tut er
das! Das ist Tanz, aber ein Tanz, bei dem sogar noch die
Körperbewegung der Tänzer in die Musik eingegangen ist. Die
umranken die Musikanten so zierlich, virtuos und genau mit Ornamenten,
als hätten sie eine Akademie absolviert, wo man als fertiger
Orchestermusiker lernt, so lebendig zu spielen, als ob man keine
einzige Note lesen könnte.
Die alten Spielleute, zum Leben erweckt, würden nach ein paar
Takten sich lachend zunicken, weil sie ihre eigene Musik
herausgehört hätten und dann interessiert lauschen, weil sie
sich nicht entgehen lassen wollten, was daraus inzwischen geworden ist.
Und unsere Leute heute? Man kann einem wimmelnd vollen Marktplatz mit
Kulturprogramm und einer Bühne, auf der LA ROTTA musiziert, dabei
zuhören, wie er stiller wird, weil er merkt: die können was!
Christof Stählin
1. GAILLARDE 'DER HERR DER PFEIFEN'
Rund um eine Gaillarde aus der Sammlung des Claude Gervaise (1555)
haben wir eigene Melodien gesetzt, die wir dem rheinischbergischen
Dichter Josef ('Jupp') Demmeltrath (1773 - 1842 ) gewidmet haben. Aus
seinem Nachlaß stammt das folgende Gedicht.
2. IM GARTEN DER ABTEI
In den Gärten der Benediktinerabtei des
mittelalterlichen Shrewsbury arbeitet der Mönch Cadfael. In die Ruhe
und den Frieden der sommerlichen Gartenarbeit dringt nach und nach das
Böse ein. Nur durch die scharfsinnigen Überlegungen Cadfaels känn ein
höchst verwickelter Kriminalfall gelöst werden.
3. SKURILLISCHE TANZE
Drei Tänze von der Inselgruppe der Äußeren Skurillen.
Das Hauptthema rekonstruierten Musikethnologen aus dem Murmeln des
letzten Bewohners eines abgelegenen Bergdorfes in den Hohen Absurden im
Jahre 1953.
4. MEISTER BÖCK
In Ebergötzen am Harz steht die alte Mühle, in welcher Max
und Moritz zu Korn zermahlen wurden. In diesem Dorf lebt heute unser
Musikverleger Carsten Linde, der aus verständlichen Gründen
nicht dort Dorfschullehrer wurde, sondern in einem der Nachbarorte. Er
fand eine frühe, später von Wilhelm Busch verworfene Fassung
des Streiches, den Max und Moritz dem Meister Böck spielten.
5. AIRS
Henry Purcell (1659 - 1695), der 'Orpheus Britannicus', Komponist,
Organist an der Westminster Abbey und Königlicher
Instrumentenverwalter Seiner Majestät, schrieb diese zwei 'Airs'.
6. HAHN IM KORB
Ein Solo für diatonisches Knopfakkordeon.
7. SCHNURRPFEIFEREI IN DER KANZLEI
Der Winter ist vergangen, ich seh des Maien Schein,
Ich seh die Blümlein prangen, des ist mein Herz erfreut.
Angelehnt an diese aus den 'Souterliedkens' (1537) entnommene alte
Fassung der Melodie 'Der Winter ist vergangen' entwickelte unser
Advokat nach spitzfindigsten Argumentationen und Verdrehungen
überzeugendster Art zwei Tänze, die jeder gerichtlichen
Überprüfung standhalten.
8. DER MÖNCH IM BRUNNEN
Der Engländer John Playford sammelte im 17. Jahrhundert zahlreiche
Tanzmelodien und veröffentlichte im Jahre 1651 'The English
Dancing Master'. Darin fanden wir die Stücke "Der Mönch im
Brunnen", den "Irish trot" und "Der Abschied der Pfaffen".
9. ESTAMPIE DOUCE / LA QUINTE ESTAMPIE ROYAL
Zwei mittelalterliche Estampien. Die erste stammt aus einer englischen
Handschrift des frühen 14. Jahrhunderts. 'La quinte Estampie
Royal' entnahmen wir der Handschrift 'Chansonnier du Roi' (Paris, 14.
Jahrhundert).
10. NACHTIGALOPP
Johann Joachim Quantz schrieb 1752 in seinem "Versuch einer Anweisung,
die Flöte traversière zu spielen" im IX. Hauptstück,
§ 13:
"zum Exemplum: Man schluege den Triller ueber dem zweygestrichenen D,
um in C zu schließen; und machte vor dieser Schlußnote den
Vorschlag D, so wuerde dies, gleich dem Galopp einer Nachtigall, dem
musikalischen Poebel gefallen, dem itzig deutschem Geschmack jedoch
zuwider sein."
11. PRELUDE VON EINEM, DER AUSZOG, DAS FÜRCHTEN ZU LERNEN
An einem ruhigen Novembernachmittag des Jahres 1971 ruderte Karl August
Stratmann mit seiner Gitarre, einer Schreibmaschine und einem Beutel
halluzinogener Pilze auf das Totenmaar hinaus und kehrte nicht mehr
zurück.